Erstellung barrierefreier PDF-Dokumente (Teil 2/3)

Wie sieht ein barrierefreies PDF genau aus?

Nach unserer allgemeinen Einführung (Teil 1/3), was genau Barrierefreiheit bedeutet, soll dieser zweite Teil konkret zeigen wie ein barrierefreies PDF-Dokument aussehen kann.

Vorweg: Ein PDF-Dokument sollte generell immer gut lesbar sein, hier auf entsprechendes Layout/hohen Kontrast achten, so dass auch seh-behinderte Menschen ohne Schwierigkeiten auf alle Informationen zugreifen können.

Außerdem ist im Hinterkopf zu behalten, dass der Begriff Barrierefreiheit in diesem Zusammenhang auch auf viele andere Personengruppen bezogen sein kann, beispielsweise Analphabeten, Menschen mit Lese-Schreibschwäche oder Nicht-Muttersprachler. Wir konzentrieren uns in diesem Fall aber auf barrierefreie Dokumente, die so erstellt werden, dass sie auch von seh-behinderten oder blinden Menschen genutzt werden können. Das bedeutet, dass das PDF so aufbereitet ist, dass es optimal von einem Screen-Reader erfasst und gelesen werden kann.

Grober Überblick: Wichtigste Merkmale, die ein barrierefreies PDF haben muss:

  • Man sollte darauf achten, dass Tags verwendet werden, also dass tagged PDF/strukturiertes PDF generell berücksichtigt wird.
  • Man sollte bereits vor Erstellung des Dokuments die ersten Vorkehrungen treffen, d.h. Formatvorlagen nutzen und sich Gedanken über das Layout sowie über den Textfluss machen.
  • Zu den Voreinstellungen gehört auch, dass Lesezeichen, Verknüpfungen und Tags zum PDF hinzugefügt werden und die Sicherheitseinstellungen sowie die Sprachausgabe überprüft werden, zusätzlich sollten die Meta-Daten, wie Dokumenten-Titel und die gewünschte Darstellung beim ersten Öffnen des Dokuments festgelegt werden
  • Hinsichtlich der Barrierefreiheit kann ein PDF immer weiter optimiert werden: Dabei sollte man vor allen Dingen die Stichpunkte Umfließen, Kontrastmodus, Lesereihenfolge, Alternativtexte für Bilder, Datentabellen, Überschriften, Absätze, Listen, Links und Lesezeichen beachten
  • Grundsätzlich spielen auch die Tab-Reihenfolge, Zeichensprache und Zeichencodierung eine Rolle.

Warum Tags?

Tags im barrierefreien PDF sind vor allen Dingen deshalb wichtig, weil sie für den Screenreader-Benutzer enorm wertvoll sind. Durch PDF-Tags können die Dokumente eine Struktur erhalten, die für Screen-Reader beim Zugriff wichtig sind und die den Screen-Reader Nutzern das Verständnis des Dokuments wesentlich erleichtert. Inhaltlich ist es für diese Personen wichtig zu wissen, wo im Text Überschriften, Absätze, Listen oder auch Grafiken oder Datentabellen zu finden sind.

Zusätzlich kommt es auf die strukturellen Elemente an, wie richtige Lesereihenfolge, Lesezeichen oder Fußnoten. Sie beeinflussen in welcher Reihenfolge die Teile des Dokuments über die Sprachausgabe dargestellt werden. Hinzu kommt, dass sie dafür wichtig sind, dass beim Umwandeln von PDF in ein anderes Format die Dokumentenbestandteile ihre Reihenfolge behalten und zusätzlich sind Tags dann wichtig, wenn das Dokument korrekt umfließen soll (bei Vergrößerung der Anzeige für seh-behinderte Nutzer).

Allerdings: Einfach nur ein PDF mit Tags zu erstellen ist nicht ausreichend. Barrierefreiheit ist ein weites Feld und muss man weitergefasst denken. Dieser Aspekt wird im kommenden Teil 3 aufgegriffen.

Zusammenfassend kann man sagen: Zu den wichtigsten Elementen barrierefreier PDF-Dokumente gehören neben Tags, Überschriften und andere Formatvorlagen. Zudem sollte das Dokument entweder keine Bilder enthalten oder wenn sollten diese mit Alternativtext versehen sein. Zusätzlich sind Lesezeichen als Navigationshilfen wichtig. Wenn dann noch sichergestellt ist, dass der Einsatz vom Screen-Reader nicht durch Sicherheitseinstellungen blockiert wird, steht einem barrierefreien/barrierearmen PDF erst einmal nichts mehr im Wege.

Universal Accessibility – Zum PDF/UA Format

Das PDF Format bietet mit PDF/A oder PDF/X Formate an, die auf den jeweiligen Einsatzzweck wie Drucken und Archivieren abgestimmt sind. Das wichtigste Format im Zusammenhang mit Barrierefreiheit ist PDF/UA. UA ist hier die Abkürzung für Universal Accessibility, auf deutsch: Universelle Barrierefreiheit/Universeller Zugang.

PDF/UA als Substandard ist speziell für barrierefreie Dokumente gedacht, er soll vor allen Dingen Entwicklern (beispielsweise von Programmen zum Erstellen, Lesen, Verarbeiten und Prüfen von PDF-Dokumenten) oder Anbieter von assistiven Technologien ansprechen. PDF/UA ist dabei der Industriestandard und EN 301549 in diesem Zusammenhang die gesetzlich verbindliche europäische Norm.

Aber man muss noch weitere Aspekte beachten, wenn man PDF-Dokumente wirklich barrierefrei erstellen will. Beispielsweise die WCAG-Richtlinien und weitere grundlegende Usability-Aspekte. Also einerseits sollte man zwar den Standard PDF/UA beachten und mit ihm vertraut sein, wenn man getaggte PDF-Dokumente herstellen möchte. Zusätzlich muss man sich auch mit den Vorgaben der EN 301549 und den BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) auseinandersetzen. Mehr zu PDF/UA und Kritikpunkte, dass die Möglichkeiten barrierefreier PDF-Dokumente noch zu wenig genutzt oder weiterentwickelt seien, nehmen wir im kommenden Teil 3 auf.

Quelle/Mehr Infos dazu:

https://barrierekompass.de/aktuelles/detail/pdf-ua-ist-kein-standard-fuer-barrierefreiheit.html

PDF-Dokumente auf Barrierefreiheit überprüfen

Mit dem sogenannten PAC-Test (PDF Accessibility Checker) inzwischen in Version 3 kann man überprüfen, ob ein PDF-Dokument die wichtigsten (prüfbaren) Bedingungen für PDF/UA erfüllt. Zunächst kann man davon ausgehen, dass ein PDF dann barrierefrei ist, wenn es den PAC-Test besteht. Wobei, wie oben erwähnt auch immer die WCAG Richtlinien beachtet werden sollte.

Zusammenfassung: Barrierefreie PDFs erstellen – Wichtigste Voraussetzungen:

  • Nutzung der richtigen Software: Ein nicht unwesentlicher Aspekt bei der Erstellung barrierefreier Dokumente im PDF-Format ist, dass man die richtige Software benötigt. Mit beispielweise Adobe Acrobat DC, Adobe InDesign und Microsoft Word ist es generell möglich barrierefreie PDFs zu erstellen.
  • Layout-Regeln für Barrierefreie PDF beachten: Design, Gestaltung, didaktische Aufbau und sprachliche Aspekte – hier sollte man schon im Vorfeld, vor Erstellung des Dokuments Fehler vermeiden.
  • Das PDF sollte anschließend auf Barrierefreiheit überprüft werden (PDF/UA-Validierung). Zusätzlich sollten noch die Vorgaben der WCAG Richtlinien und BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) Beachtung finden, denn nicht alle barrierefreien PDF-Dokumente nach PDF/UA sind automatisch nach WCAG barrierefrei. Bei der Validierung sind folgende Normen anzuwenden: Standard ISO-14289-1 sowie die EN 301549 (Euro-Norm). Zusätzlich dient das sogenannte Matterhorn-Protokoll mit seinem Katalog an Prüfpunkten als Orientierung. (Probleme und Konflikte, die bei der Prüfung entstehen können, greifen wir zusätzlich im kommenden Teil 3 auf)

Ausführliche Anleitungen zur Erstellung barrierefreier PDF-Dokumente finden Sie hier: